David LaChapelle
Jesus is My Homeboy
Juni 2023 – Oktober 2023
Das letzte Abendmahl, die Predigt oder die Speisung der Jünger mit Brot und Fischen – bildgewaltig in Szene gesetzt auf den Straßen einer Großstadt, im chinesischen Fisch-Shop oder in schäbigen Räumen. Der US-amerikanische Fotograf David LaChapelle interpretiert in dieser 2003 entstandenen Fotoserie die Bibel auf seine Art.
In diesem 2003 fürs britische Magazin i-D entstandenen Zyklus Jesus is My Homeboy beleuchtet LaChapelle biblische Szenen in zuckrigen Leuchtfarben als übergroße Tableaux vivants.
Jesus als Homeboy, als Kumpel seiner Jünger, die sich gemeinsam mit einer blonden Frauenfigur, Maria Magdalena, um ihn scharen, in einem gammeligen Wohnzimmer, auf nächtlichen Straßen oder in einer schäbigen Küche.
RIZE
2005 entstandene Filmdokumentation von David LaChapelle
Gedreht in South Central Los Angeles. Im Mittelpunkt: Clown Dance und Krump. Clowning entstand in den 90ern des 20. Jahrhunderts aus Clown acts für (Kinder)geburtstage. Rasch entwickelte es sich zu einem Tanzstil, der auf Breakdance-Movements aufbaut. Tommy the Clown gilt als Erfinder des Clownings, der Inspirationsquelle für Krumping. Diese intensivere und auch wesentlich aggressivere Art zu tanzen wurde in zahlreiche internationale Musicacts und Videos, z.B. von Missy Elliott, The Black Eyed Peas oder Madonna eingebaut. Das amerikanische Magazin Variety bezeichnete den Film als rundum gelungenes Erlebnis, das soziale Komplexität würdigt und das mit einem visuellen Knalleffekt zu verbinden weiß. Das Musikmagazin Rolling Stone sprach bei der Filmpräsentation von RIZE von einem phänomenalen Film, einem visuellen Wunder. Wir zeigen RIZE in unserer Ausstellung.
Der Pater und die Kunst
Anlässlich der Vernissage gab Prof. Dr. Friedhelm Mennekes SJ eine Einführung ins Werk von David LaChapelle.
Der Kunstexperte gründete und leitete jahrelang die Kunst-Station St. Peter in Köln, ein Zentrum für zeitgenössische Kunst und Musik. Er war Gastprofessor für zeitgenössische Kunst an zahlreichen Universitäten und ist seit 2021 „Consigliere per l’Arte Contemporanea“ beim päpstlichen Rat für Kultur. Hier einige Zitate aus seiner Rede:
David LaChapelle ist ein Künstler, den ich so nicht kannte, bevor Rafael Jablonka mich fragte, ob ich diese Ausstellung eröffnen möchte. Nach der Beschäftigung mit ihm und diesem Werk muss ich sagen: Für mich ist er einer der großen, einer der größten Künstler unserer Zeit.
Er wurde katholisch sozialisiert wie so viele Künstler, zum Beispiel Andy Warhol. Später wandten sich dann viele, auch LaChapelle, von der Religion ab. Geblieben ist aber die Sehnsucht Bilder zu produzieren, die dem Katholizismus eigen ist. Genau das tut David LaChapelle, es scheint, als ob er mit diesem Zyklus die Bibel selbst gestalten wollte.
Man kann mit dem christlichen Gedanken einen Haufen Moral bringen oder einfach eine Stimme im rechten Augenblick, die sagt „das kannst du nicht machen“. Das hält die Polizisten im Bild ‚Intervention‘ von ihrem Tun ab.
LaChapelle macht keine katholische Propaganda, sondern er zeigt Menschen, die sich selbst in die Freiheit setzen. Sie tun es, weil sie es können. Deshalb gehören für mich diese Bilder zu den grandiosesten dieses Genres.
David LaChapelle
Fotokunst mit eigenem unverwechselbaren Stil
Der 1963 geborene LaChapelle, der kürzlich neben seinem New Yorker Studio eines in Miami eröffnete, studierte an der North Carolina School of the Arts und traf in New York schon bald einen wichtigen Förderer. Andy Warhol ebnete ihm den Weg zu seinem legendären Magazin Interview, es folgten weitere tonangebende Zeitschriften wie Paris Vogue, Vanity Fair oder Rolling Stone, die es LaChapelle ermöglichten, seinen eigenen unverwechselbaren Stil zu entwickeln. LaChapelles Arbeiten sind laufend in den großen Museen und Galerien dieser Welt zu sehen: National Portrait Gallery oder V&A London, Musée d’Orsay, MUDEC Milan, Tel Aviv Museum of Art, Groninger Museum, Palazzo delle Esposizioni, Staley Wise Gallery, Pearl Lam Galleries Singapore und viele andere.