Sherrie Levine

Back and Forth

Dezember 2024 – März 2025

Die “wunderbare Verwandlung” der Raupen faszinierte die Naturforscherin und Künstlerin Maria Sybilla Merian im 17. Jahrhundert. Pia Fries’ Werk schwarze blumen greift das Thema der Metamorphose auf.

Sherrie Levine "Back and Forth"; KiS Ausstellung 12/24-03/25 @Thomas Woduschegg

“Ich interessiere mich für Themen wie Authentizität, Identität, Eigentum … Was besitzen wir?” Das fragt Sherrie Levine 1979 am Beginn ihrer künstlerischen Karriere, kurz nach ihrer ersten Einzelausstellung in New York. Damals gehörte sie zur losen Gruppe der Pictures Generation, jungen Künstlerinnen und Künstlern, die in der zunehmenden Flut der Massenmedien Konzepte wie Original und Nachahmung bzw. Replik in Frage stellten. 

“Sherrie Levine ist eine ausgesprochen originelle Künstlerin. Ihre Werke sind keine Plagiate, sondern originäre Schöpfungen”, so der Kurator Kay Heymer im Katalog zur Ausstellung “After All” (Neues Museum Nürnberg). 

Im Laufe ihres mittlerweile rund 45jährigen Kunstschaffens entfernte sich Levine immer mehr von Kunsttheorien und -strömungen. Sie entwickelte ihre eigene künstlerische Sprache, die auch vor dem Morbiden und Grotesken nicht zurückschreckt – und die Affinität der Künstlerin zum Slapstick, zum Humor, zum Ausdruck bringt. 

Die Aufweichung der Grenzen, wo “weder Tod noch Verbrechen existieren” (O-Ton Levine) zeigt sich auch in den Skulpturen von Tierskeletten und Totenschädeln, für die Sherrie Levine edle Materialien wie Glas oder polierte Bronze verwendet. Bei “False God” etwa handelt es sich um die Nachbildung einer Laune der Natur, eines Kalbes mit zwei Köpfen. Das Gruselige, das wovor wir uns fürchten, erhält durch den Glanz des Materials, die Perfektion der Verarbeitung eine neue Interpretation. Die Vorlage wird entfremdet, die Natur wird zum Kunstwerk. 

Sherrie Levine "Back and Forth"; KiS Ausstellung 12/24-03/25 @Thomas Woduschegg

The territory of slapstick

Sherrie Levine über ihre Arbeiten

I like the territory of slapstick, where amidst general laughter neither death nor crime exists.” Sherrie Levine über die Gruppe “The Three Furies” (unten). 

I don’t think it’s useful to see culture as monolithic, I’d rather see it as having many voices, some conscious and some unconscious. Which may be at odds with one another. If we are attentive to these voices we can collaborate with them to create something almost new. Sherrie Levine 1997, zitiert in “Mayhem”, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Whitney Museum of American Art NYC.

I love monochrome paintings. I think monochrome paintings are the apex of modernist painting. Sherrie Levine über Bilder wie die bei KiS gezeigte Serie “After Yves Klein”.

Sie provoziert Antworten, sie erteilt sie nicht

Anlässlich der Vernissage gab Florian Waldvogel einen Einblick in das Schaffen von Sherrie Levine

Florian Waldvogel, der die Moderne Sammlung des Tiroler Landesmuseums leitet, beschäftigt sich schon lange Zeit mit der US-amerikanischen Künstlerin und hat auch bereits Ausstellungen von Sherrie Levine kuratiert. 

“Wir stehen in der Werkstatt des Künstlers”, meinte er etwa zum Raum, in dem Levines “Pyramid of Skulls” ausgestellt ist, ihre Fotoserie nach einem Motiv von Paul Cézanne, das dieser französische Maler für viele seiner Arbeiten als Vorlage verwendete. “Warum ein Papagei?”, fragt Waldvogel anschließend bei der Betrachtung der Bronzeskulptur “Loulou” (siehe Foto unten). Weil es ein intelligenter Vogel sei? Ja, aber vor allem auch, weil sich Levine damit auf die Erzählung von Gustave Flaubert mit dem Titel “Das schlichte Herz” bezieht, in der dieser Papagei eine tragende Rolle spielt. 

Sherrie Levine “verneigt sich in ihren Werken vor den klassischen Meistern”, so Waldvogel weiter. Aber “sie bemächtigt sich gleichzeitig dieser Männer”. Levine bezieht sich in ihren Arbeiten auf die Originale von ausschließlich männlichen Künstlern. So auch in ihren monochromen Bildern “After Yves Klein” (siehe unten). “Es geht immer um die großen Meister der Kunstgeschichte”, auf die Levine in ihren Arbeiten “mit einem Augenzwinkern” reagiert. Das lässt sich auch in ihren Schachbrettbildern erkennen, in denen sich Marcel  Duchamps Beschäftigung mit dem Spiel und dem Muster widerspiegelt. Mit ihren “permanenten historischen Verweisen” schafft Levine Werke, die Antworten provozieren, aber nicht erteilen, so Florian Waldvogel abschließend. 

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Friedhelm Mennekes in Seefeld

David LaChapelle ist ein Künstler, den ich so nicht kannte, bevor Rafael Jablonka mich fragte, ob ich diese Ausstellung eröffnen möchte. Nach der Beschäftigung mit ihm und diesem Werk muss ich sagen: Für mich ist er einer der großen, einer der größten Künstler unserer Zeit.

Er wurde katholisch sozialisiert wie so viele Künstler, zum Beispiel Andy Warhol. Später wandten sich dann viele, auch LaChapelle, von der Religion ab. Geblieben ist aber die Sehnsucht Bilder zu produzieren, die dem Katholizismus eigen ist. Genau das tut David LaChapelle, es scheint, als ob er mit diesem Zyklus die Bibel selbst gestalten wollte.

Man kann mit dem christlichen Gedanken einen Haufen Moral bringen oder einfach eine Stimme im rechten Augenblick, die sagt „das kannst du nicht machen“. Das hält die Polizisten im Bild ‚Intervention‘ von ihrem Tun ab.

LaChapelle macht keine katholische Propaganda, sondern er zeigt Menschen, die sich selbst in die Freiheit setzen. Sie tun es, weil sie es können. Deshalb gehören für mich diese Bilder zu den grandiosesten dieses Genres.

Sherrie Levine

“After Walker Evans” machte sie berühmt

Sherrie Levine wurde 1947 in Hazleton/Pennsylvania geboren, wuchs in St. Louis/Missouri auf. Sie studierte an der University of Wisconsin Malerei und Drucktechnik und beschäftige sich während des Studiums auch mit Fotografie, Papierherstellung, Buchbinderei, Buchdruck u.a. Nach ihrer Übersiedlung nach New York City hatte sie dort 1977 ihre erste Einzelausstellung. 1981 gelang ihr der Durchbruch mit ihren Arbeiten “After Walker Evans”, einem US-amerikanischen Fotografen, der in den 1930er Jahren die Armut in den Südstaaten der USA dokumentierte.  

Sherrie Levine wurde in Europa 1991 einem breiten Publikum bekannt, als ihre Werke im Rahmen einer Ausstellungstournee in Museen in Zürich, Paris, Münster und Malmö vorgestellt wurden. Seitdem folgten zahlreiche Galeriepräsentationen sowie Ausstellungen u.a. in Rafael Jablonkas Böhm Chapel in Hürth. 

Das New Yorker Whitney Museum widmete ihr 2011 eine große Einzelausstellung unter dem Titel “Mayhem”, und 2016/17 folgte “After All”, eine große Personale im Neuen Museum Nürnberg. 

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