Ross Bleckner
Flowers – Blumen
21. Juni 2024 – 29. September 2024
Die gezeigten Blumenbilder aus der Sammlung Jablonka stammen aus den Jahren 1995 bis 2022, sind also während unterschiedlicher Schaffensperioden des Künstlers entstanden.
“Seit langem male ich immer wieder Blumen, aber ich sehe sie nicht als Blumen. Sie haben mit vergehender Zeit und Vergänglichkeit zu tun”, so der Künstler selbst. Blüten, die auf dem Untergrund zu schweben scheinen, eine florale Explosion auf dunklem Grund, kräftige Farben, verschwommene Formen – und immer wieder Lichtreflexe, die aus dem Dunkel hervorblitzen.
Dahinter verbergen sich existenzielle Themen: der Übergang vom Blühen in das Vergehen, das Lebendige und die Sterblichkeit. Seit seinen künstlerischen Anfängen in den späten 70er Jahren reagiert Ross Bleckner in seinen Bildern auf aktuelle Ereignisse in seiner Umgebung. Die AIDS-Epidemie, an die er viele seiner homosexuellen Freunde verliert, die Krebserkrankung und der Tod seines Vaters, die Schizophrenie seiner Schwester – all das verarbeitet Bleckner künstlerisch. In jüngster Zeit gehört auch der Prozess des Alterns dazu, der ihn, wie er selbst sagt, mit Schrecken erfüllt.
Seine Blumenbilder sind Kompositionen aus Licht und Dunkel, die über eine Oberfläche gleiten und im Abstrakten enden.
Licht spielt eine große Rolle in Bleckners Werk: “Ich arbeite lieber das Dunkle aus dem Licht heraus als es über das Licht zu legen. Das ist mein Optimismus, der kindliche Teil meines Gehirns. Der will die Dinge besser machen, will, dass sie gelingen.” Denn: “There’s light at the end.”
Beauty is the hook
Die Schönheit als Angelhaken
Oder wie Ross Bleckner in einem Video einmal sagte: “I think things can’t be beautiful enough.” Seine Blumenbilder locken auf den ersten Blick und offenbaren sich auf den zweiten. Wie in dem Gemälde “Hothouse” aus dem Jahr 1995 (Foto unten rechts). Bleckner malt die stängellosen Blüten in diesem “Glashaus” auf schwarzem Grund.
Richard Milazzo beschäftigt sich seit Jahrzehnten intensiv mit Bleckners Malerei, so auch mit diesem Gemälde, das für ihn aus Extremen besteht. Auf der künstlichen Umgebung des schwarzen Untergrunds schweben die sinnlich-farbigen Blüten, eigentlich sind es abstrakte Wesen, die als Blumen gelten. Sie stehen für das Blühen, Vergehen und Sterben. Sowie für die Polarität des Lebens, die “feine Balance” zwischen Leben und Tod, Sexualität und Krankheit, extremem Verhalten und politisch-sozialer Verantwortung.
Katalog Ross Bleckner “Flowers”
Life is too short. There are no short cuts.
Sagt Eric Fischl über “Ross Bleckner’s Flower Shop”. Einer der Textbeiträge im Katalog zur Ausstellung bei KiS – Kunst in Seefeld.
Katalog mit 47 Seiten, Textbeiträgen von Ross Bleckner, Eric Fischl und Rafael Jablonka.
€ 25,-. Für Mitglieder des Vereins KiS: € 15,-.
Ross Bleckner
Leben und Kunst
Ross Bleckner wird 1949 in New York geboren. An der New York University, an der er u.a. mit Sol LeWitt studiert, macht er seinen Bachelor-Abschluss in Fine Art, bevor er am California Institute of the Arts weiterstudiert, wo er etwa auch mit David Salle Freundschaft schließt.
Bereits Mitte der 70er Jahre beginnt seine Ausstellungstätigkeit. Als kurz darauf AIDS eine Bedrohung für ihn und seine homosexuellen Freunde wird, verarbeitet Bleckner das in seinen Bildern. Mit seinen Stripe Paintings, der Serie Architecture of the Sky oder den Cell Paintings erntet er viel Beachtung und kann erste Einzelausstellungen in großen US-amerikanischen Museen wie dem Museum of Modern Art, San Francisco, vorweisen. All das spielt sich in den 80er und 90er Jahren ab.
Erster künstlerischer Höhepunkt: 1995, Bleckner ist 45 Jahre alt, widmet ihm das New Yorker Guggenheim Museum als bislang jüngstem Künstler eine mid career retrospective im Rahmen einer Einzelausstellung. Seine Werke sind in zahlreichen großen Museen der Welt zu sehen: Museum of Modern Art und Whitney Museum of American Art, beide New York, San Francisco Museum of Modern Art, Martin Gropius Bau Berlin, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia Madrid, Kunstmuseum Luzern, Zentrum Paul Klee, Bern, und anderen.
Im Rahmen der My Generation-Ausstellung mit Werken aus der Sammlung Jablonka in der Wiener Albertina waren 2020 ebenfalls Werke von Ross Bleckner ausgestellt. Er wird u.a. von Petzel Gallery, New York, Mariani Mercer Gallery, Brüssel, und Galeria Mazzoli, Modena vertreten.
Ross Bleckner lebt und arbeitet in New York und Umgebung.